von Friedhelm Chlopek
Lügen und Halbwahrheiten werden nicht deswegen zu Wahrheiten, weil sie uns immer wieder gebetsmühlenartig vorgesetzt werden. Fehlinformationen, neudeutsch Fake News, werden gezielt eingesetzt, um Menschen in die Irre zu leiten, um sie zu Denkmustern und Entscheidung zu bewegen, die Tatsachen und logischen Argumenten widersprechen. So geschieht es auch beim Thema Energiewende.
Fake-News: Die Energiewende ist mit dem Ausstieg aus der Atomwirtschaft 2022 beendet.
Fakt ist, dass die Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien bis Ende 2050 erreicht werden sollen. Also in 33 Jahren! Dann soll Deutschlands Energieversorgung grundlegend umgestellt sein. Weg von nuklearen und fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien. Bis 2020 sollen bis zu 35 Prozent der Stromenergie aus erneuerbaren Energien kommen, bis 2040 bis zu 60 Prozent und bis 2050 mindestens 80 Prozent. Erreicht werden soll dabei auch die Reduktion der Treibhausgase um bis zu 95 Prozent im Jahr 2050. Gleichzeitig soll der Primärenergieverbrauch um bis zu 50 Prozent zurückgehen.
Fake-News: 200 Meter hohe Kolosse und kein einziges Fleckchen freies Land in Deutschland
Fakt ist, dass neben der Windenergie beispielsweise Photovoltaik- und Biogasanlagen zur Verfügung stehen. Einer von vielen Wegen zur Erreichung der Ziele der Energiewende sind intelligente Netze, sogenannte Smart Grids, die Stromerzeuger, Speicher, Verbraucher und das Stromnetz mit modernsten Techniken steuern und miteinander verbinden. Darüber hinaus soll beispielsweise im Verkehrsbereich die Elektromobilität weiter entwickelt werden, Altbauten sollen energetisch saniert und Neubauten energieeffizient errichtet werden. Schließlich sind noch die Erforschung neuer Energietechnologien zu nennen. In allen Bereichen gilt: Je weniger Energie verbraucht wird, desto weniger muss auch erzeugt werden.
Halbwahrheit: 270 Euro kostete die Energiewende im Jahr 2015 einen Deutschen Durchschnittshaushalt.
Fakt ist: Der Durchschnitt zahlt, große Firmen drücken sich.
Um den Strompreis allgemein zu senken, stünde dem Staat ein einfaches Mittel zur Verfügung: Er müsste den Strom nur zur Grundversorgung zählen. Und damit würde er anstatt mit 19 Prozent nur noch mit 7 Prozent belastet. Das tut unsere Regierung aber nicht.
Die EEG-Umlage machte 2016 über 22 Prozent des Strompreises aus. Der eigentliche Skandal ist, dass stromintensive Unternehmen von der Umlage ganz oder teilweise befreit werden. Reduzierte, individuelle Nutzungsentgelte werden im Paragraph 19 der Stromnetzentgeltverordnung geregelt. Die so den Großkunden erlassenen Netzentgelte summieren sich im Jahr 2017 voraussichtlich auf 1,1 Milliarden Euro.
Das ganze geschieht unter den Augen der Bundesnetzagentur (BNetzA). Im Jahr 2009 wurde die Anreizregulierung eingeführt. Über die Anreizregulierungsverordnung werden Erlösobergrenzen definiert. Gleichzeitig erfolgt ein Effizienzvergleich zwischen den vier deutschen Netzbetreibern. Alles unter den Augen der BNetzA.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Preisentwicklung der Umlage von 2006 bis 2009. Laut Bundesverband der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft fiel die Umlage von 6,93 Cent im Jahr 2006 auf 5,73 Cent im Jahr 2009. Erst seit Einführung der Anreizregulierungsverordnung unter Aufsicht der BNetzA steigen die Preise kontinuierlich. Dabei muss man auch wissen, dass die BNetzA nicht kontrolliert wird. Auch die Zahlen, die sie zur Verfügung stellt, werden selbst von Experten als mangelhaft und nicht nachvollziehbar beschrieben. Andreas Jahn vom Regulatory Assitance Project RAP (unabhängige, globale Organisation, die Regierungen und Behörden bei der Dekarbonisierung des Stromsystems unterstützt) meint dazu: „Im Englischen nennt man das Phänomen „regulatory capture“. Wenn es einen Regulier gibt, der gegenüber keiner anderen Instanz Rechenschaft ablegen muss, dann bewegt sich dieser Regulierer meist auf die Regulierten zu. Umso wichtiger wird eine Kontrollinstanz, und das kann nur die Öffentlichkeit sein.“
Wahr ist: Im Jahr 2015 war soviel Strom im Netz, dass Deutschland für 126 Stunden produzierten Strom zahlen musste, um ihn loszuwerden
Fakt ist auch: Die Energiewende soll bis 2050 abgeschlossen sein. Im Augenblick laufen immer noch Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke. Und der Anteil der regenerativen Energien ist so hoch, dass es in Spitzenzeiten zu Überschüssen kommt. Was verschwiegen wird ist, dass wir bereits heute diese überschüssige Energie zum Speichern von Energie verwenden könnten. Beispielsweise in Pumpspeicherkraftwerke. Das ENERGIEWENDEJOURNAL berichtete schon des öfteren darüber, dass wir, anstatt unsere Gruben zu fluten, unterirdische Pumpspeicherkraftwerke bauen könnten. Politisch ist das nicht gewollt mit all den Konsequenzen bis hin zur Verunreinigung des Grundwasser im Saarland durch verseuchtes Grubenwasser. In den Niederlanden, die rechtzeitig auf solche Pumpspeicherkraftwerke gesetzt haben, wird nun der überschüssige Strom gerne abgenommen. Zumal wir dafür zahlen müssen.
Fazit
Lügen, Fake-News und Halbwahrheiten bringen uns in der Sache nicht weiter. Die Erde erwärmt sich, die Pole schmelzen und der Meeresspiegel steigt. Die absehbaren Katastrophen können schon heute kaum noch verhindert werden. Die Diskussion um die Energiewende sollte endlich ehrlich geführt werden.